Abenteuer Fahrkartenkauf
- "Da kann ich Ihnen
nicht helfen"
von Manuela,
Ricky und Karl
Regner
Fahrkartenautomaten in
Deutschland sind viel
komplizierter als die
der ÖBB. Manche nehmen
nur bestimmte deutsche
Geld-Karten und kein
Bargeld oder
internationale
Kreditkarten, andere
geben einen Teil der
Fahrscheine nicht aus.
Die Betreiber begründen
das mit dem begrenzten
Speicherplatz. Trotz
Einsatz von
Automaten-Guides haben
viele Fahrgäste Probleme
beim Fahrkartenkauf, wie
die Erlebnisse in Bonn
Hbf zeigen. Wie so oft
im Leben gilt auch hier
: „Die Realität kann
jedes Kabarett
übertreffen!“
Manuela und Ricky wollen
eine Fahrkarte von Bonn
nach Sinzig am Rhein
kaufen. Dies ist in
Düsseldorf weder am
Automaten noch am
Schalter möglich. Ebenso
wenig im Zug. Also
steigen sie in Bonn aus.
Vor dem
Fahrkartenautomaten
steht ein Schweizer, der
flucht.
Schweizer: „Der
Automat geht nicht!“
Manuela und Ricky suchen
das Reisezentrum. Nach
langer Suche finden sie
es und gehen hinein.
Beim Betreten werden sie
von einem Typen mit
Fahrrad überholt. Typ
mit Fahrrad: „Darf ich
mal eben durch? Ich weiß
nämlich genau was ich
will!“
Ricky: „Da sind
sie uns etwas voraus!“
Es stehen drei Automaten
im Eingangsbereich, zwei
davon kann man nur mit
deutscher Geldkarte
benutzen. Zwei Guides
„helfen“ den Kunden, die
Automaten zu bedienen.
Manuela und Ricky
stellen sich beim Cash-Automaten
an.Vorsichtshalber
ziehen sie auch eine
Nummer, mit der man
irgendwann beim Schalter
aufgerufen wird.
Guide 1 erklart einer
Kundin, wie sie ihr
Ticket ausdrucken kann.
Die Kundin kramt ganz
zum Schluss eine
BahnCard 50 heraus.
Guide 1:„Was, Sie
haben eine BahnCard 50?
Haben wir das schon am
Anfang eingegeben?“
Kundin 1: „Weiß
nicht…“
Guide 1: „Also
lieber nochmal von
vorne!“
Nach einiger Zeit werden
vier Belege gedruckt.
Guide 2 (zu
hereinkommender Kundin):
„Kann ich Ihnen helfen?“
Kundin 2 (Touristin):
„I want to buy a
ticket.“
Guide 2: „Do you
want to pay by card or
cash?“
Kundin 2: „By
card.“
Guide 2: „Which
card do you have?“
Kundin 2: „VISA.“
Guide 2: „That's
not possible. You can
only use german cards.“
Die arme Japanerin
verlasst verwirrt den
Raum – Nächster Kunde
kommt herein.
Guide 2: „Guten
Tag, kann ich Ihnen
helfen?“
Kunde 3: „Ich
möchte eine Karte nach
XY.“
Guide 2: „Da kann
ich Ihnen nicht helfen.
Gehen Sie einmal da vor
zum Reisezentrum.“
Kunde geht – Nachster
Kunde kommt herein.
Guide 2: „Was
möchten Sie?“
Kunde 4: „Eine
Fahrkarte kaufen…?!“
Guide 2: „Wohin
möchten Sie?“
Kunde 4: „Von
Bonn-Mehlem nach XY.“
Guide 2: „Das
gibt es hier nicht. Da
müssen Sie zu den
Automaten nach draußen.“
Kunde 4 geht – Nachster
Kunde kommt.
Guide 2: „Kann
ich Ihnen helfen?“
Kunde 5: „Ich
habe ein falsches
Ticket. Kann ich das
umtauschen?“
Guide 2: „Da muss
man bei der Hotline
anrufen. Ich hab hier
aber kein Telefon. Gehen
Sie raus zum
Info-Schalter.“
Kunde 5 geht – Guide
2 (zu vor dem Cash-Automaten
wartenden Kunden): „Hat
keiner von Ihnen eine
Geldkarte?“
Manuela: „Keine
deutsche Geldkarte.“
Guide 2: „Welche
dann?“
Manuela: „Mastercard.
Aber die geht da nicht.“
Guide 2: „Doch
doch, die geht!“
Manuela: „Ich
glaub nicht… Aber ich
versuch es mal.“
Manuela geht zum anderen
Automaten. Guide 1 kommt
und bestätigt, dass
dieses Ticket fur
Manuela und Ricky das
günstigste ist. Manuela
will mit Mastercard
zahlen, der Automat
nimmt die Karte nicht.
Manuela und Ricky gehen
wieder zum Cash-Automaten.
Die Dame vor ihnen kennt
sich nicht aus.
Guide 1: „Wollen
Sie ein Ticket für die
Rückfahrt?“
Kundin 6: „Ja,
aber ich weiß noch
nicht, wann ich
zurückfahre.“
Guide 1: „Dann
geben sie mal ein HEUTE,
AM TAG DER HINFAHRT oder
AN EINEM ANDERN TAG.“
Kundin 6 gibt verwirrt
irgendwas ein. Sie
bekommt lauter Munzen
zurück.
Kundin 6: „Da
träum’ ich immer von!“
Ricky zu Guide 2:
„Die Mastercard hat der
Automat doch nicht
genommen!“
Guide 2: „Was für
ein Ticket wollten Sie
denn?“
Ricky: „Nach
Sinzig am Rhein.“
Guide 2: „Ach so,
DAFÜR geht die
Mastercard natürlich
nicht!“
Jetzt kommt der Typ mit
Fahrrad wieder herein.
Typ mit Fahrrad
zu Guide 1: „Ich hab die
Nummer XXX gezogen, vor
mir sind noch 30
Nummern. Ich seh hier
aber keine 30 Leute. Wo
verstecken sich die
alle?“
Guide 1: „Das
bedeutet nur, dass 30
Nummern vor Ihnen
gezogen worden sind,
nicht dass die alle noch
da sind. Dass sie sich
wo verstecken, halte ich
eher für
unwahrscheinlich. Was
brauchen Sie denn?“
Typ mit Fahrrad:
„Ein Ticket nach YX.“
Guide 1: „Das
kriegen Sie nur in
Köln.“
Manuela druckt derweil
ihr Ticket aus.
Guide 1: „Warten
Sie! Ich schau mal eben,
ob das das günstigste
für Sie ist!“
Manuela: „Ich
glaub schon. Aber ich
nehme das jetzt einfach,
weil mein Zug fährt in
vier Minuten.“
Guide 1: „Das ist
eh das günstigste!“
Die ganze Mühe war
völlig vergebens, weil
das Ticket im Zug weder
entwertet werden konnte
noch kontrolliert worden
ist. Es lebe die
Deutsche Bahn.
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Ricky und
Manuela Regner
bei den
DB-Automaten.
Foto: Karl
Regner |
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