REGIONALE SCHIENEN | Thema
REGIONALE SCHIENEN | Zeitschrift REGIONALE SCHIENEN | Verein REGIONALE SCHIENEN | Tagungen REGIONALE SCHIENEN | Shop
.
 
 

Jobbörse

.

Abonnement

Das RS-Abo besteht aus:
4x RS-Fachzeitschrift

Extra-Ausgabe
    "Salzburger Verkehrstage"

Sonderausgaben

.

Österreich € 35 / Ausland € 40

.

Folgen Sie uns auf Facebook

Partner

Schaffbergbahn & Wolfgangseeschifffahrt

Salzburger Lokalbahn

StadtBus

ÖBB | Österreichische Bundesbahn

StadtBus

TrolleyMotion

probahn Österreich

SLB Pinzgauer Lokalbahn

-

.
 
.

.

. . .
 

Niederösterreich:
Regionalbahnen-Desaster zeichnet sich ab
Elf Monate nach Unterzeichnung der Verländerung bleibt kein Stein auf dem anderen

von probahn Österreich

Am 14. Jänner 2010 wurde die erste große Verländerung von Nebenbahnen in Niederösterreich vertraglich fixiert. Jetzt stehen das Land und die dafür verantwortliche Politik vor einem Scherbenhaufen.

Über das flächendeckende Umstellen von Schienenverkehrsleistungen auf die Straße, im Nah- wie im Güterverkehr wurde schon viel berichtet, ebenso dass von 28 Regionalbahnen mit 624 km nur zwei Teilabschnitte mit 35 km weiter im Regelverkehr verbleiben sollen. Dazugekommen ist, dass in geheimen Nebenvereinbarungen zwei weitere Nebenbahn-Abschnitte durch die ÖBB stillgelegt werden sollen und rund 660.000 Jahreszugskilometer im Sommer und per Fahrplanwechsel im Dezember zurückgenommen werden. Von den rund 22 Millionen Jahreszugskilometern in NÖ werden 20 Millionen durch die Grundangebotssicherung des Bundes finanziert, die Kürzung betrifft also den restlichen Landesanteil von nunmehr rund zwei Millionen Jahreskilometern. Die offiziellen Verfahren zur Einstellung von Bahnstrecken als Voraussetzung zur Übernahme durch das Land werden zügig vorangetrieben. Ausschreibungen werden so gestaltet, dass die potenziellen Bewerber vertrieben werden.

Schwerpunkte sind dort, wo realistische Potenziale, Konzepte und Initiativen hinter den Regionalbahnen stehen:
• Wachauer Bahn
• Thayatalbahn
• Traisentalbahn
• Ybbstalbahn
• Mariazeller-Bahn
 

Aus der Wachauer Bahn könnte eine attraktive Tourismusbahn gemacht werden – ein Nahverkehrszug unterwegs bei Dürnstein.

Foto: Johannes Schendl

Wachauer Bahn
In der Wachau, wo die Umstellung auf ein Buskonzept am 11. April 2011 erfolgen soll, wurde den seit Jahren hinter der Bahn stehenden Bürgermeistern ein attraktiver Tourismuszugverkehr auf saniertem Gleis versprochen. Nachdem sich herausstellt, dass keine Baumaschinen auffahren werden, ist die Verärgerung sehr groß. Die Fahrzeit im Bus in der Relation Spitz – Krems ist länger als mit dem Zug, das Umsteigen mühsamer, und die erfahrungsgemäß fehlende Anschlussgarantie für im Stau stehende Busse auf der heute schon überlasteten B3 wird zu einer vollständigen Verlagerung auf den Individualverkehr führen.

Der drohende Verlust des einzig brauchbaren Anschlusses der Donau-Universität Krems an das öffentliche Verkehrsnetz verursacht auf vielerlei Ebenen Verärgerung ebenso wie die geplante Einstellung des Güterverkehrs auf der gesamten Donauuferbahn, speziell wo die Holzverlader aus dem Waldviertel von der ebenfalls kürzlich stillgelegten Strecke Martinsberg – Gutenbrunn auf die strategisch und kommerziell günstige Verladung Richtung Westen auf diese Strecke verwiesen wurden – natürlich um den Preis längerer Zulaufstrecken auf der Straße. Für die Wachauer Bahn gibt es mindestens ein alternatives Drei- Phasenkonzept bis Spitz, Emmersdorf und Pendler- und Touristenverkehr von / nach Wien.
 

Tschechen und Österreicher protestieren am Grenzübergang Fratres für eine gemeinsame Thayatalbahn und gegen den Straßentransit.

Foto: Verein „Neue Thayatalbahn“

Thayatalbahn Tschechen beklagen die fehlende Handschlagqualität der niederösterreichischen Bürgermeister
„Im Juni 2010 wurden mit den niederösterreichischen Vertretern weitere Verhandlungen in Bezug auf die Thayatalbahn vereinbart. Seitdem haben wir nichts mehr gehört,“ beklagte unlängst der Bürgermeister der Landesausstellungsstadt Telˇc, Roman Fabeˇs, in Bezug auf die Thayatalbahn in der Internet-Tageszeitung „aktualne.cz“ die fehlende Handschlagqualität von niederösterreichischer Seite.

Mit ihrem Vorstoß, die Trasse der Thayatalbahn abwracken zu wollen, um darauf einen Radweg zu errichten, brüskieren die Bürgermeister des Bezirks Waidhofen nicht nur die tschechischen Partner, sondern auch den Verein „Neue Thayatalbahn“, dem die beschlussfassenden Bürgermeister selber als Vorstandsmitglieder angehören und dessen Ziele sie solange unterstützt hatten, wie dies politisch opportun war. Der Waidhofner Bürgermeister Strohmayer-Dangl sowie Bundesrat Karl Boden forderten bei den Gemeinderatswahlen Anfang 2008 noch den Ausbau der Bahn.

Der Vereinsobmann der „Neuen Thayatalbahn“, Egon Schmidt, zeigt auf, dass das Land für einen Radweg zehn Millionen Euro und für vier Ortsumfahrungen 80 Millionen Euro ausgeben will (dabei ist die Ortsumfahrung Fratres um zehn Millionen Euro nicht miteinberechnet), jedoch nichts für die Bahn-Attraktivierung, die die Verlagerung der Lkw-Holztransporte auf die Bahn zur Folge hätte. Schmidt fordert die für den Radweg benötigten Mittel für die Revitalisierung der Thayatalbahn ein.
 

Das hohe Güterverkehrsaufkommen im Traisental macht die Bahn jedenfalls unverzichtbar und trägt gemeinsam mit dem Pendler- und Tourismusverkehr zur Wirtschaftlichkeit bei.

Foto: Klaus Reiter

Traisentalbahn – angekündigter Protest von 200 Lkws lässt Landesregierung vorsichtig sein
Im Traisental wird dank einer lange heftig dementierten Nebenvereinbarung nicht nur ein Teil der Langsamfahrstellen saniert, sondern wie auch an der Erlauftalbahn der hintere Streckenabschnitt im Gesamtverkehr stillgelegt. Das sind Schrambach – St. Aegyd im Traisental und Scheibbs – Kienberg-Gaming im Erlauftal, beide heute quasi im Stundentakt bedient. Dass dem beschlossenen Bau der Traisentalschnellstraße (450 Millionen Euro in Planungsphase) die Auslastung zugeschoben werden soll, sagen nur böse Zungen, da Züge wie Straße heute bereits sehr stark frequentiert sind. Erstaunlich ist auch, dass der neue Endpunkt Schrambach derzeit eine Bedarfshaltestelle ist und aus betrieblichen Aspekten gewählt wurde (ausreichend Wendezeit für einen Taktfahrplan, der ohne Beschleunigungen auskommen muss). Das Bemühen der Gemeindevertreter von St. Aegyd (wie auch Gaming) war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, gehören sie doch nicht der Landespartei ÖVP an. Umso erstaunlicher, dass sich massiver Widerstand gegen die – auch für die Rail Cargo Austria überraschende – Einstellung des Güterverkehrs seitens der parteilinientreuen Ortschefs und ihrer Unternehmer formiert. Erst die bereits in Organisation befindliche Demonstration mit 30 Lkws beladen mit Holz in Wien vor dem Infrastrukturministerium brachte einen neuen Denkprozess ins Laufen. Erstaunlich ist auch, dass genau jene rund vier km von Schrambach bis Freiland, die aktuell der einzige Streckenabschnitt mit marodem Gleis sind, im Güterverkehr verblieben wären, um in Freiland eine neue Verladeanlage zu errichten. Ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, die erst jüngst in St. Aegyd hergerichteten Anlagen zu beiden Seiten des Bahnhofs sowie vier regelmäßig benutzte Anschlussgleise aufzugeben, um in Freiland alles neu zu bauen, darf dahingestellt sein, speziell dort wo das Gleis keine offensichtlichen Mängel aufweist.
 

Schilda im Ybbstal – ÖVP-Bürgermeister kämpfen gegen ihre eigene Ybbstalbahn und fordern statt der Bahn einen Radweg, statt für beides einzutreten.

Foto: YEG

Ybbstalbahn – radelnde Bürgermeister vernichten die
wirtschaftliche Grundlage ihrer Region

Die Ausschreibung im Rahmen des Stilllegungsverfahren mit einer Angebotsfrist von zwei Wochen (!) brachte mehrere Interessierte, weshalb sich die Stilllegung als vom Land gestellte Voraussetzung zur Übernahme verzögern könnte oder möglicherweise gar nicht stattfindet. Nachdem ein Regelverkehr aus politischen Gründen kategorisch ausgeschlossen wird, versuchen die Bahnproponenten nun ein Tourismusbahnkonzept auf moderner Basis (nicht Nostalgie) zu etablieren. Alle willkürlich gesetzten Fristen wurden eingehalten; bevor aber die zugesagten Gespräche begannen, forderten linientreue Bürgermeister „Radweg jetzt“ – auf der Bahntrasse. Dass in weiten Abschnitten parallele Güterwege oder Nebenstraßen vorhanden sind und eine Tourismusbahn samt Radweg einmalig und dauerhaft billiger ist und deshalb schneller realisiert werden kann, wird nicht zur Kenntnis genommen. Zu groß ist die Angst der Politiker in St. Pölten, dass die Bevölkerung ihre Bahn auch im Regelverkehr zurückfordern könnte. Schon bald nach Einführung des Buskonzeptes hörte man, dass „der Bus noch schlechter als der lausige Betrieb der ÖBB“ sei –, und das war im Spätsommer, nicht im Winter!

Auch die Wirtschaftstreibenden, allesamt ÖVP-nahe, fordern – hinter vorgehaltener Hand – eine rasche Attraktivierung des nun daniederliegenden Tourismus mit Bahn und Radweg, wissen sie doch, dass vernünftige Paketlösungen Bahn und Rad eine rund zehnmal höhere Gästefrequenz generieren als ein Radweg alleine.
 

Fünf Minuten nach pünktlicher Ankunft des REX Ötscherbär (Lok und sieben Wagen, davon ein Fahrradwaggon) in Mariazell am 2. Oktober 2010 verlaufen sich die Fahrgäste. Keine Spur von leeren Zügen, tags darauf war derselbe Zug überbesetzt. Sollte es zu einer Attraktivierung der Mariazeller-Bahn kommen, werden die zur Bestellung vorgesehene Kapazitäten 2013 nicht ausreichen und Zugangsbeschränkungen erforderlich machen.

Foto: Gerhard Vohla

Mariazeller-Bahn in Gefahr
Die Mariazeller-Bahn soll als Aushängeschild dienen. Leider fehlen die Konzepte dazu, und die handelnde Landesgesellschaft erscheint mehr als überfordert. Zwar scheint der ÖBBFahrplan nun bis Juni 2011 quasi unverändert fortgeschrieben zu werden. Aber ohne nachhaltiges, mit Bevölkerung und Tourismusverbänden sowie der Steiermark abgestimmtes Betriebskonzept sind die konkret geplanten Investitionen nicht verantwortbar.

 

Ihre Meinung ist gefragt!
Schreiben Sie einen Online-Leserbrief zu diesem Thema

 
 



Themen-Übersicht

.

Häufig gelesen:
die letzten 30 Tage

1.

687 mal aufgerufen

RS Thema 04/2014
Salzburger Hauptbahnhof – Gelungener Spannbogen von der Historie hin zur Moderne

2.

515 mal aufgerufen

RS Thema 09/2013
Meridian kämpft mit Startschwierigkeiten

3.

426 mal aufgerufen

RS Thema 03/2014
Komfortable Triebwagen fürs Salzkammergut

4.

397 mal aufgerufen

RS Thema 02/2014
Reisebericht: Nachtzüge in Europa – Status quo

5.

390 mal aufgerufen

RS Thema 12/2013
115 Jahre Pinzgauer Lokalbahn – ein wechselvolles Jubiläum

 
 
 
.  
.